Die zu Dänemark gehörige Ostsee-Insel Bornholm stand schon länger auf unserer Liste und die Fähre, der Campingplatz und die Vorfreude waren auch schon lange vor den Reiseeinschränkungen und der Pandemie gebucht. Bis kurz vor Reiseantritt mussten wir dann zittern ob es mit dem Sommerurlaub in diesem Jahr überhaupt etwas wird oder wir doch lieber daheim bleiben. Einerseits gab es Überlegungen ob man sich selbst dem Risiko aussetzen möchte und andererseits gab es ja auch die entsprechenden, verständlichen Einreiseverbote. Das Einreiseverbot wurde glücklicherweise wenige Tage vor der Abfahrt entschärft.
Am Platz angekommen verwunderte uns erst einmal wie leer es doch war – Freie Stellplatzwahl… Aufbau direkt hinter der Düne am Meer… logisch!
Das Zelt steht am südöstlichen Zipfel der Insel welcher von einem langen Sandstrand geprägt ist. Ideal um abends einen Abstecher zum Meer zu machen und den Tag ausklingen zu lassen. Sonnenuntergänge inklusive, allerdings dann über dem Land. Wer die Sonne über dem Meer aufgehen sehen mag muss früh aufstehen.
Zur besseren Orientierung starteten wir mit einem kleinen Spaziergang zur Erkundung der näheren Umgebung – einmal den Strand runter, dann zum nächsten Ort und wieder zurück (in der Karte grün markiert).
Vom Zeltplatz aus ging es erst durch den Wald zum Leuchtturm von Dueodde. Hinter dem Leuchtturm erstreckt sich ein größeres Dünengebiet und es dauert ein wenig bis man zum Strand gelangt. Das Wetter passt und ein erster Kontakt mit dem Wasser ist unvermeidbar. Da wir noch ein paar Lebensmittel benötigen, wollen wir noch in den nächsten Ort und gehen über den Landweg nach Snogebæk. Auf dem Weg fällt uns auf, dass an fast jeder Grundstückseinfahrt ein Schrank aufgestellt ist. Die Bornholmer nennen diesen wohl Loppe und nutzen ihn als persönlichen Trödelmarkt für selbst angebaute Lebensmittel, Kleinkram oder Handwerk. „Nye Kartofler“ findet man hier jedenfalls reichlich (passt auch abends zum Hering). Bestens versorgt ging es am Strand entlang wieder zurück.
Insgesamt kamen wir hierbei auf zirka 13 Kilometer Fußweg – ein wenig über dem für diesen Urlaub üblichem Tagespensum. Zu Fuß kann man auf Bornholm ziemlich viel entdecken und aufgrund der Größe der Insel liegen Natur und Kultur immer ziemlich nah bei einander. Wenn wir wandern findet sich am Ende immer ein Ort zum einkehren und andersrum muss man für die Kultur ein wenig laufen. Zu sehen gab es jedenfalls an den folgenden Tagen genug für die ganze Familie.
Wandern
Døndalen und die Helligdomklipperne
Im Norden der Insel, ungefähr mittig zwischen Tejn und Gudhjem, findet man zwei Sehenswürdigkeiten die sich sehr gut miteinander zu Fuß erlaufen lassen (leichte Wanderung – Karte: rot – ca. 5km). Wir parkten auf dem Parkplatz des Bornholmer Kunstmuseums (kann man sich ebenfalls anschauen) um zuerst zu den Heiligen Klippen zu gelangen. Die Klippen sind gut besucht und laden insbesondere Kinder zum klettern ein. Etwas versteckt in den Klippen befindet sich der Eingang zum Schwarzen Topf (Sorte Gryde), eine kleine Höhle und wer sich traut darf auch hinein – Aber Achtung, sie ist dunkel und sehr schmal.
Am oberen Ende der Klippen führt ein Weg in Richtung Døndalen der zuerst an der Küste entlang und dann immer tiefer in den Wald hineinführt. Ziel ist Dänemarks höchster Wasserfall. Mit 22 Metern Höhenunterschied stürzt sich der Fluss im Donnertal senkrecht die Felsen hinunter… Nur nicht heute. Der Fluss ist nur ein Bach und tosender Donner ist am Wasserfall auch nicht zu vernehmen. Der Wasserfall ist ein Fällchen und im Allgemeinen scheint es im Sommer an Wasser zu fehlen. Die Wanderung war dennoch sehr lohnenswert und schön.
Hammerknuden
An der nördlichen Spitze der Insel befindet sich das Gebiet Hammerknuden und eine Umrundung (auf der Karte blau – 9km) sollte man sich nicht entgehen lassen. Von der offiziellen Runde (7km) wichen wir etwas ab, da wir uns den oberen Leuchtturm und den Kristallsee nicht entgehen lassen wollten. Der Tag der Wanderung war sonnig und ziemlich warm, was die zusätzlichen Höhenmeter etwas anstrengender machte, insbesondere für die Kleine. Die Tour selbst hatte aber ein Menge zu bieten. Über das Meer konnten wir die schwedische Küste sehen. Am Kælderhalsen trafen wir neben Möwen und ihrem Nachwuchs auch Ziegen und den Tordalken – komischer Vogel, nie vorher von gehört. Hinter jeder weiteren Ecke wartete etwas Neues oder Besonderes.
Paradisbakkerne
Die große Runde in den Paradieshügeln (auf der Karte gelb – 7 km) konnten wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen. Der absolute Besucher-Magnet dort ist der große Rokkesten, ein wackelnder Findling. Leider kann ich kein Bild einstellen, da immerzu Menschen damit beschäftigt waren daran zu wackeln. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass wir mit mehr als fünf Leuten gleichzeitig versuchten den Stein zu bewegen und das Ding hat sich keinen Millimeter bewegt.
Abseits vom Stein kann man jedoch eine schöne Wanderung in schönster Natur geniessen – von felsig über märchenwaldig ist alles dabei.
Arnager
Nicht als Wanderung gedacht war unser „Spaziergang“ am Strand von Arnager und dennoch müssen es mehr als zehn Kilometer Fußweg entlang der Südküste gewesen sein. Der Strand ist ziemlich urig und vor allem einsam. Trotz Sommer scheinen sich nur sehr wenige Menschen hierher zu verirren – insgesamt trafen wir 3 Personen und einen Schwan. Schön ist auch dass man die Möglichkeit hat sowohl am Wasser als auch oben auf der Steilküste entlang zu laufen. Von der Küste hat man so auch einen schönen Ausblick auf Dänemarks längste Holzbrücke und den Inselhafen.
Am Strand, ganz in der Nähe des Ortes selbst, gibt es ein paar Abschnitte in denen auffällig viele dunkelrote, glatte Steine inmitten weißer, kreideartiger Steine liegen. Sucht man hier genauer, findet man kleinere Austritte der Quelle Vældekilde. Das Wasser der Quelle tritt hier ganzjährig mit genau 8,9 Grad aus dem Boden.
Kulinarisch
Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort und den Hafen von Arnager verschlägt es uns in die Räucherei des Ortes, wo wir uns noch ein wenig den örtlichen Delikatessen widmen. Es gibt warm- und kaltgeräucherten Lachs, Heilbutt und ein paar Bratheringe – alles total superlækker. Räuchereien gibt es übrigens in nahezu jedem Ort auf Bornholm und auch in verschiedenen Größen. Wer einen Teller, Hummer und das Flair von Sylt sucht – fährt nach Snogebæk oder Svaneke. Wer es eher rustikal mag – sollte Aarsdale besuchen. Ehrlich, familiär und einfach gut empfanden wir es hier. Lecker für zwischendurch ist auch die Spezialität der Insel – „Sol over Gudhjem“ – geräucherter Hering mit Schnittlauch, Radieschen und einem rohen Eigelb auf Roggenbrot.
Neben selbstangebauten Bio-Kartoffeln und leckersten Räucherwaren hat Bornholm natürlich auch andere Leckerbissen zu bieten. Nachmittags hielten wir uns eigentlich fast jeden Tag in einer der niedlichen Städte der Insel auf und konnten so beim Wandern verloren gegangene Kalorien wieder aufbauen. In Gudhjem fanden wir zum Beispiel leckere gefüllte Pfannkuchen und einen Karamellladen zum Leerkaufen. Wer es aber wirklich süß mag sollte auf den Marktplatz von Svaneke gehen. Bei einem Stadtbummel durch „Dänemarks schönste Kleinstadt“ hielten wir uns hier am längsten auf. Gleich nebeneinander findet man hier eine Eismeierei, eine Schokoladen-, eine Bonbon– und eine Lakritzmanufaktur. Mit viel Zeit und leuchtenden Kinderaugen kann man in jedem der Läden bei der Herstellung der einzelnen Süßigkeiten zuschauen.
Was es sonst noch zu sehen gab
Ebenfalls einen schönen Tag kann man im Mittelalterzentrum in Østerlars verbringen. Das fünfzehn Hektar große Gelände beherbergt Nachbauten einer mittelalterlichen Wallanlage, einer herrschaftlichen Siedlung und diverser Handwerkshäuser. Neben einigen Tieren und ortsangehörigem Gauklervolk wird ein tägliches Kulturprogramm vom Kindertheater bis zu Vorführungen einiger Mittelalterwaffen geboten. Insgesamt eine sehr kindgerechte Mischung aus Museum und Freizeitpark.
Ganz in der Nähe des Mittelalterzentrum befindet sich die größte skandinavische Rundkirche der Insel. Ist man in der Nähe sollte man ihr auch einen Besuch abstatten, im Gegensatz zu den bei uns üblichen und eher düsteren Kirchenbauten wirkt dieser überraschend fröhlich und einladend (fotografieren ist durchaus erwünscht). Nach dem Rundgang und Aufstieg bis unter die Dachbalken bleiben wir noch etwas sitzen und lauschen der Orgel.
Wie in jedem Urlaub kommt der Abreisetag jedoch viel zu schnell und eigentlich hätte man viel mehr Zeit auf der Insel verbringen sollen. Auf jeden Fall empfanden wir Bornholm als ziemlich entspannende Alternative für einen Ostseeurlaub abseits der heimischen Küste – irgendwie hyggelig.
Links
- http://www.367ture.dk/ – sehr empfehlenswert, aber leider nur auf dänisch
- https://bornholm.info/de/