Ben Nevis und die Steall Falls

Der „trockenste“ Tag des gesamten Urlaubs und Zeit mal wieder getrennte Wege zu gehen. Während ich mir für heute den Berg vorgenommen habe, gehen Frau und Kinder zum großen Wasserfall.

Beinn Nibheis

Der höchste Berg im ganzen Königreich – 1345 Meter – und das Wetter passt. Gleich morgens gegen Neun ging es in Richtung Achintee um möglichst früh mit dem Aufstieg zu beginnen. Nach Berichten aus dem Netz sollten für den ganzen Weg zwischen 7 und 9 Stunden benötigt werden und gegen 18 Uhr wird es ja auch schon wieder dunkel. Insgesamt sind auf der ersten Hälfte der etwas über 17 Kilometer langen Strecke 1352 positive Höhenmeter zu bewältigen, danach geht es natürlich wieder runter (was zum Teil auch nicht einfacher ist).

Bei heutigem Wetter ließen sich die umliegenden Highlands sogar gut überblicken. Faszinierend dabei ist dass sich hinter jeder Kurve die Lichtverhältnisse und Farben der Umgebung so stark ändern. Markante Punkte, wie zum Beispiel der See, sehen bei Auf- und Abstieg vollkommen unterschiedlich aus. Ab zirka 1000 Meter Höhe verschwand man jedoch im nebligen Dunstkreis der Wolken und es wurde zunehmend kälter. Auch die Sichtweite wurde immer niedriger und ohne Sicht auf das Ziel, das Aufsteigen immer zäher. In dieser Höhe begegnete man dann auch deutlich weniger Menschen. Auf dem Gipfel des Ben lag die Sichtweite dann bei unter 25 Metern und es war schweinekalt und windig. Angeblich kann man wohl an zehn Tagen im Jahr vom Gipfel in das Tal blicken. Außer dem Geröll, den Ruinen eines alten Observatoriums und dem guten Gefühl endlich oben zu sein gibt es oben nichts weiteres zu sehen. Man kommt jedoch leicht mit den anderen Mitstreitern, die plötzlich aus dem Nebel auftauchen können, ins Gespräch und feiert ein wenig. Für diejenigen die nach dem Aufstieg noch ein wenig mit Herz und Lunge zu kämpfen haben gibt es oben auch einen kleinen Unterschlupf.

Der Abstieg verläuft dann zeitlich wesentlich schneller, geht aber deutlich zu Lasten der Knie. Nach den ZigZags (Serpentinen) ist die Sicht auch wieder normal und am Wasserfall kann ich mein Wasser nachfüllen. (Egal wieviel Wasser man mitnimmt – es ist immer zu wenig.) Ab hier begegnet man dann auch wieder mehr Menschen, welche sich meistens auf dem Rückweg befinden und nicht oben waren 😌. Nach siebeneinhalb Stunden befand ich mich dann wieder am Ausgangspunkt, das kleine Inn dort besuchte ich nicht mehr, das Verlangen nach einer ordentlichen Dusche war deutlich größer als das Verlangen nach Haggis und einem Pint.

Shirt
Ein paar Tage zuvor sah ich in einem Souvenirladen in Fort William ein T-Shirt mit nebenstehendem Aufdruck und ich muß jetzt im Nachhinein sagen dass diese Beschreibung perfekt auf den heutigen Tag passt.

 

Der Rest der Familie starte etwas später fast am gleichen Ausgangspunkt in Richtung Glen Nevis und Steall Falls. Durch das Tal sozusagen, aber nicht weniger gefährlich.

An Steall Bàn

Ziel sind die Steall Falls und schon wieder irgendwas mit Harry Potter. Die Wasserfälle sind mit zirka 120 Metern Fallhöhe die zweitgrößten in Schottland und der Weg dorthin führt durch die River Nevis Gorge. Trotz Warnhinweis ist der Weg bei trockenem Wetter auch gut mit Kindern begehbar und deutlich weniger gefährlich als unsere Wanderung durch das Verlorene Tal. Wer am Ende ganz nah zum Wasserfall möchte muß noch den River Nevis über eine Drahtseilbrücke, also drei Drahtseile mehr nicht, überqueren. Das erfordert natürlich auch eine gewisse Größe und ist nichts für die Kleenste.

Nachtrag: Helen von walkinghighlands ist diesen Weg einmal mit dem Google Street View Trekker auf dem Rücken zum virtuellen nachwandern abgelaufen: Link.

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